Unsere Welt produziert momentan innerhalb eines Jahres so viel Tonnen an Plastik, wie die gesamte Menschheit wiegt. Das klingt unvorstellbar, ist aber traurige Realität. Machen wir so weiter, schwimmt im Jahr 2050 mehr Plastik im Meer, als Fische.
Viele Menschen versuchen bereits sich einzuschränken und bewusster zu leben: Sie nehmen den Mehrwegbeutel mit in den Supermarkt, anstatt eine Plastiktüte zu kaufen und trinken Leitungswasser statt Wasser aus Flaschen. Das ist großartig und trägt einen großen Teil zu einem Wandel bei. Doch nicht jede Art von Plastik, das in unserem Alltag eine Rolle spielt, ist so offensichtlich und leicht zu erkennen.
Eine scheinbar unsichtbare Quelle der Plastikverschmutzung versteckt sich nämlich in unseren Badezimmern. Ganze 977 Tonnen Mikroplastik und 46.900 Tonnen gelöste Polymere gelangen in Deutschland jährlich allein aus Kosmetikprodukten sowie Wasch- und Reinigungsmitteln ins Abwasser.
Schon einmal duschen kann bis zu 100.000 Plastikteilchen ins Abwassersystem spülen.
Wer sich jetzt fragt, warum die Kläranlagen diese nicht einfach entfernen, hat wahrscheinlich keine Vorstellung von der Größe der einzelnen Teilchen. Als Mikroplastik wird Kunststoff bezeichnet, der kleiner ist als fünf Millimeter. Oft sind sie sogar so klein, dass sie für das menschliche Auge kaum noch sichtbar sind. Das ist dann der Moment, in dem auch die Kläranlagen ins Schwitzen kommen. Da diese heutzutage die teils mikroskopisch kleinen Partikel noch nicht vollständig aus dem Abwasser filtern können, landen sie ungehindert in den Gewässern – und mit dem Schlamm, der beim Klären übrigbleibt, auch auf den Feldern und in der Luft.
Ja, unser Impact auf die Umwelt sollte uns interessieren und Grund genug sein, um bewusster zu leben und so gut es geht auf Plastik zu verzichten. Wer von den gigantischen Zahlen aber noch nicht beeindruckt ist, sollte weiterlesen.
Denn neben der Umwelt leidet auch unsere Gesundheit unter Mikroplastik. Nicht nur können die Partikel selbst gesundheitsschädigende Chemikalien wie zum Beispiel Weichmacher oder Stabilisatoren enthalten – sie wirken im Wasser außerdem wie ein Magnet auf Schadstoffe, wie etwa auf PCB oder DDT und binden diese. Diese Stoffe sind zwar längst verboten, davon hat die Umwelt aber leider nichts mitbekommen. Denn schon vor vielen Jahren haben diese sich in unserer Umwelt angereichert. Tatsächlich kann der Schadstoffgehalt auf dem Mikroplastikteilchen bis zu einer Million Mal höher sein, als der Schadstoffgehalt in dem Wasser um es herum. Wie gesundheitsschädlich das Teilchen deshalb sein kann, zeigte sich auch in einer Studie: Miesmuscheln, die mit den mikroskopisch kleinen Partikeln gefüttert wurden, entwickelten Entzündungen.
Aber was soll’s, auf unsere Teller kommt schließlich kein Mikroplastik – oder doch? Tatsächlich landet mehr Plastik in unserem Magen, als uns lieb ist. Hier genügt ein kurzer Blick auf unsere Nahrungskette. Je kleiner das Plastik, das im Meer schwimmt oder auf unseren Feldern liegt, ist, desto wahrscheinlicher verwechseln Muscheln, Würmer oder Fische die Partikel mit Nahrung. Und genau diese landen am Ende auf unserem Esstisch.
Nun aber zurück in unsere Bäder. Viele Kosmetikhersteller verzichten mittlerweile auf den Gebrauch von Mikroplastik in ihren Produkten, aber es sind noch immer zu wenige. Das Problem hierbei: Mikroplastik wird nicht nur in Form von festen Teilchen eingesetzt, sondern vor allem auch als Wachse, Gele oder flüssige Polymere. So sind sie viel schwieriger zu entdecken, da diese nicht als Mikroplastik bezeichnet werden, obwohl sie den gleichen Schaden anrichten wie ihre festen Geschwister. Geachtet werden sollte deshalb auf der Inhaltsstoffliste, der sogenannten INCHI-Liste, vor allem auf den Begriff „Polymer“. Leider gibt es jedoch noch viele weitere Bezeichnungen, weshalb sich der Bedenklichkeits-Test mit einer Check-App anbietet. Tipp: Größeren Erfolg auf der Suche nach einem Kosmetikprodukt ohne jegliche Art von Polymeren hat man meistens, wenn man in der Naturkosmetik-Ecke sucht.
Jeder von uns macht einen Unterschied, wie dieses Beispiel zeigt: Greift man zu festen Pflegeprodukten, statt zu flüssigen, spart man rund zwei Plastikflaschen pro Produkt. Und auch Transportvolumen spart man durch weniger Produkt und kleinere Verpackungsgrößen ein, was sich wiederrum positiv auf den CO2-Fußabdruck auswirkt.
Es kann also viel getan und verändert werden. Alles, was man dazu braucht, ist ein wenig Zeit und Wissen bei der Wahl der Kosmetikprodukte.
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